URACA Bad Urach – Integrierte Gesamtplanung Neuordnung des Standorts

Projektdaten

KategorieStädtebauliche Anlagen
BauherrInURACA GmbH & Co. KG
PlanerInHANK + HIRTH Part mbB Freie Architekten
Fertigstellung2009 - 2020
OrtBad Urach
BildnachweisHANK + HIRTH Part mbB Freie Architekten und URACA GmbH & Co. KG

Das seit Firmengründung im Jahre 1893 in Bad Urach ansässige Unternehmen URACA ist einer der Pioniere im Bereich der motorbetriebenen Hochdruckpumpen. Das Familienunternehmen agiert flexibel und global und hat mit seinen Innovationen maßgeblich zur Weiterentwicklung der Pumpentechnologie beigetragen. URACA setzt konsequent auf den Standort Deutschland und bietet hier eine ungewöhnlich hohe Fertigungstiefe.

Integrierte Gesamtplanung Neuordnung des Standorts

Nach den Anfängen in einer kleinen Werkstätte in der Stadt war das heutige Firmenareal an der Sirchinger Straße im Jahr 1937 erworben und bezogen worden. Der Standort war in den zurückliegenden Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut worden und hatte in der räumlich beengten Situation die Grenzen der Expansionsmöglichkeiten erreicht.

Gemeinsam mit HANK + HIRTH Freie Architekten wurde die Neuordnung des Standorts entwickelt und eine Gesamtplanung erarbeitet. Der Masterplan wurde in mehreren Steps von 2009 bis heute realisiert. Dadurch konnten die Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte Produktion und Administration geschaffen und gewährleistet werden. Der Standort Bad Urach wurde durch Um- und Neubauten – bei laufendem Betrieb – konsequent neu geordnet und für die Zukunft und weitere Entwicklungen ausgerichtet.

Chronologie

2009
Erweiterung Produktionsbereich Schleiferei
BRI 15.740 m³ / BGF 1.900 m²

2011-13
Neubau Hauptverwaltung mit Kantine
BRI ca. 21.500 m³ / BGF ca. 6.400 m²

2013-14
Neubau Montagehalle BA 1 (Montage, Lehrwerkstatt und Versand)
BRI ca. 50.000 m³/ BGF ca. 5.400 m²

2015
Abbruch der alten Bestandsgebäude (Verwaltung/Produktion, gesamt ca. 28.000 m³)
Sicherstellung Hochwasserschutz (Verlegung des Nottenbachs, Bau der Fischtreppe und Spundwand)

2015-16
Neubau Montagehalle BA 2 (Reparatur)
BRI ca. 14.000 m³/ BGF ca. 1.200 m²

2019-20
Neubau Halle für Bearbeitungszentren (nach Abbruch Bestand ca. 5.000 m³)
BRI ca. 10.500 m³ / BGF ca. 1.300 m²

Architektur – Funktion und Gestaltung

Der U-förmig ausgebildete Baukörper des neuen Verwaltungsgebäudes empfängt Mitarbeiter und Besucher mit zwei weit geöffneten Gebäudeflügeln. Auf vier Ebenen sind Büros sowie Besprechungs- und Sozialräume angeordnet. Im Untergeschoss befinden sich Flächen für Haustechnik, Archive, Garagen etc.

Die Rasterkonstruktion mit Stützen und variabel versetzbaren Trennwänden macht die Flächen flexibel nutzbar, so dass auf geänderte Anforderungen jederzeit reagiert werden kann. Hoher technischer Standard und optimale Arbeitsbedingungen bieten dabei beste Voraussetzungen für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten.

Eine Bauteilaktivierung ermöglicht die Beheizung bzw. Kühlung der Räume über die Decken. Die Energie hierfür wird mittels Wärmepumpe aus dem Wasser des Nottenbachs gewonnen. In Verbindung mit der Abwärme aus dem Prüfstand können so mehr als 70% des Energiebedarfs abgedeckt werden. Nur zur Spitzenwertabdeckung (extreme Minusgrade) kommt für den Verwaltungsbau eine kleine Gas-Brennwertanlage zum Einsatz.

Automatische Lichtsteuerung, hohe Energieeffizienz, werthaltige Materialien und Baustoffe sind weitere positive Aspekte der Nachhaltigkeit und einer optimierten Ökobilanz.

Die Montagehalle, realisiert in zwei Bauabschnitten, bietet Flächen für Montage und Reparatur von Hochdruck-Plungerpumpen/Aggregaten, Industrieanlagen sowie Serien- und Zubehörteilen. Die Produktionsbereiche haben Deckenhöhen bis zu 13,5 m. Moderne Industriekrananlagen mit Traglasten von mehr als 60 to und die hohe Belastbarkeit der Bodenplatte bis zu 2,5 to/m² ermöglichen einen optimalen Workflow. Der schwierige Baugrund erforderte hier eine Tiefengründung mit bis zu 15 m tiefen Pfählen.

Jetzt aktuell fertiggestellt wurde im zunächst letzten Step eine Produktionshalle für die Bearbeitung von Großteilen bis zu einem Stückgewicht von 20 to. Mit einer sehr aufwendigen Fundamentgeometrie und speziellen Aussparungen für die schweren Bearbeitungszentren war dies noch einmal eine große planerische und konstruktive Herausforderung.

Ökonomie und Ökologie

Die Weiterentwicklung des Standorts erfolgte unter Einbeziehung des Hochwasserschutzes in enger Abstimmung mit der Stadt Bad Urach und dem Landratsamt Reutlingen. Dadurch ist es gelungen, in einer herausfordernden Geländesituation, zwischen Bundes- und Landstrasse, im engen Ermstal den Um- und Ausbau bei laufendem Betrieb zu realisieren. Es entstand durch die ansprechende Gewerbearchitektur nicht nur ein bemerkenswerter Beitrag zur Baukultur, sondern darüber hinaus eine Gesamtlösung, mit der URACA, die Stadt Bad Urach und die Wasserbehörde den Hochwasser-schutz nicht nur für den Betrieb sondern auch für die Gemeinde nachhaltig verbessert haben. Eine seit 1920 bestehende Wasserkraftanlage wurde ertüchtigt, die Durchgängigkeit der Erms durch den Bau einer Fischtreppe verbessert.

Die gelungene Realisierung des Flächenrecyclings wurde durch die Auszeichnung mit dem Sonder-preis „Flächenrecyclingpreis Baden-Württemberg 2019“ gewürdigt.

Über die optimale Realisierung des Flächenrecyclings hinaus konnte URACA in Zusammenarbeit mit HANK + HIRTH Freie Architekten hier den Standort mit anspruchsvollen Randbedingungen nachhaltig sichern und weiterentwickeln. Das Potential an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie Wertschöpfung sind so der Raumschaft erhalten worden. Wirtschaftsstrukturelle, baukulturelle und ökologische Belange wurden harmonisch in Einklang gebracht.