Projektdaten
Kategorie | Realisierte Bauwerke |
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BauherrIn | Stadt Lörrach |
PlanerIn | wilhelm und hovenbitzer Freie Architekten BDA |
Fertigstellung | 10.2022 |
Ort | Lörrach, Stadtteil: Brombach |
Bildnachweis | wilhelm und hovenbitzer Freie Architekten BDA |
Es bildet in dieser Form nicht nur ein ungewöhnliches Beispiel für Nachhaltigkeit, sondern auch ein bauliches und städtebauliches „landmark“ im neuen Gewerbegebiet-Ost in Lörrach. Die Gestaltung des Museumsdepots entspricht der besonderen Bedeutung der Sammlung und der Nutzung des Gebäudes. Mit dem Museumsdepot wird die Sammlung mit aussergewöhnlichem kulturellem Wert für die Region Oberrhein verortet. Die Architektur bildet nun die Adresse für das kulturelle Gedächtnis der Region. Es ist kein Kulturtempel oder Präsentationsbau, sondern ein Zweckbau, ein Ort der Lagerung, der aktiven Arbeit, Konservierung, Restaurierung und der Forschung, bzw. Vorbereitung von Ausstellungen und Publikationen.
Architektur klimapositiv
Aussergewöhnlich für ein Klima-positives Gebäude, aber gerade aus der Aufgabe, der Funktion und einer ganzheitlichen Betrachtung heraus begründet, wird Stahlbeton als Material in grösstmöglichem Umfang eingesetzt.
Der Bau ist als zunächst „nackter“ Massivbau in Stahlbeton, in dieser Hinsicht einerseits an die Aufgabe einer Lagerhalle mit hohen Traglasten, Brandschutz-und Sicherheitsanforderungen angepasst. Er ist auf diese Bauweise andererseits auch mit maximaler Speichermasse für Temperatur und Feuchte ausgebildet. Mit der grossen physischen Speichermasse innen und besonders starker Dämmung aussen, werden ohne hohen technischen und energetischen Aufwand, beste konservatorische Bedingungen und maximale Klimakonstanz für die Temperatur- und Feuchte- sensiblen Sammlungsinhalte aus verschiedensten Materialien geschaffen.
Der entsprechend extrem niedrige Energieverbrauch im Betrieb und Unterhalt (Energieerzeugung aus regenerativem Material / Holzpellet) mit aussergewöhnlicher Klimastabilität, kompensiert den einmalig erhöhten Energieaufwand und CO2 Ausstoss der Erstellung in Stahlbeton nachhaltig, dies auch über die angestrebte lange Nutzungsdauer des Depots und die vielfache Verwendung von Recycling- Beton und die Wiederverwendung des Bodenaushubs für alle Gründungsmassnahmen.
Mit der grossflächigen Photovoltaikanlage auf dem begrünten Retentionsdach (100% des Regenwassers wird auf dem Grundstück selbst versickert, oder der Verdunstung zugeführt) wird das Gebäude klimapositiv, bzw. zum Energielieferanten. Alle Massnahmen wurden im Vorfeld, zusammen mit dem Vorentwurf in einer Simulation über eine Langzeit- Energiebetrachtung im Gesamtzusammenhang geprüft und definiert.
Gestaltung
Die Gesamtform des Gebäudes mit überwiegenden Lagerflächen als Dunkelräume, ist monolithisch als „landmark“ im neu angelegten Gewerbegebiet ausgebildet. Die energetisch klug angeordneten Öffnungen für Büros und Allgemeinflächen nach Norden und Osten verhindern sommerlichen Wärmeeintrag und schaffen zugleich gute natürliche Nordlichtsituationen für die Arbeit der Konservatoren und Archivare. Sie gliedern den ansonsten monolithischen Körper mit minimalen Mitteln. Zur guten Gestaltung trägt auch die Ausführung der Hülle mit einem einfachen Grobputz K4 und einer Körnung, die über hochfaserige Rollen an die Oberfläche gezogen und nachfolgend in einer zweiten Farbe (blutorange) akzentuiert werden, bei. Die „Haut“ bietet eine besondere Haptik und Erscheinung, die „lebendig“ mit dem Standort und dem Lichteinfall wechselt.
Durch Minimierung der eingesetzten Farben und Materialien kommt die Einfachheit und Selbstverständlichkeit des Charakters als Lagergebäude zum Ausdruck. Wenige einzelne Farben, gelb, blutorange und die natürliche Wirkung von akzentuiert eingesetztem Naturholz schaffen ein harmonisches Erscheinungsbild mit hoher Aufenthaltsqualität im Inneren, bzw. Signifikanz im Grünraum der Tallage des Standorts. Die Farben stehen im Dialog zur Umgebung, bzw. auch der neu angelegten Naturwiese der Aussenanlage.
Chronologie
Die Baumassnahmen zur Erstellung des Museumdepots wurden nach Genehmigung durch den Gemeinderat 2019, Zusage der EU-Förderung im Rahmen des Interreg-Progamms, Baugenehmigung, öffentliche Ausschreibungen und Vergaben, im Oktober 2020 mit der Umsetzung der Umweltschutzauflagen, Vergrämungsarbeiten und Herrichten des Geländes begonnen.
Der erste Meilenstein der Bauarbeiten konnte dann mit der Erstellung der Bodenplatte Erdgeschoss zum Ende des Kalenderjahres 2020 erfolgreich bewältigt werden. Am 10.06.21 wurde als weiterer Meilenstein zur Errichtung des Depots das Richtfest gefeiert.
In der Folge wurden die Bauarbeiten im Winter 2020/2021, unter erschwerten Bedingungen, Beachtung aller Covid-Schutzmassnahmen im „Lock-down“ und einem aussergewöhnlich strengen Winter mit Schneefall bis in den März, zielgerecht und qualitativ hochwertig umgesetzt. Als Besonderheit des Depotbaus ist, nach den eigentlichen Bauarbeiten, eine besonders lange Trocknungszeit (ca. drei Monate) vor der Einrichtungszeit im Jahr 2022 vorgesehen, da die Exponate, die das Depot beherbergen wird, konservatorisch besonders konstanter Luft-, Feuchte- und Raumkonditionen bedürfen. Mit dem Einzug der Exponate wird ab September 2022 begonnen. Es folgt eine Zeit der Einrichtung und Archivierung, so dass ein Vollbetrieb des Depost zum Jahresende 2022 möglich ist.
Am 18.09.22 wird der Bau des Museumsdepots Dreiländermuseum, termingerecht und innerhalb der vom Gemeinderat vorgegebenen, minimal kalkulierten Kosten, eröffnet. Dem Gebäude wird im Juli 2023 die „BDA Hugo-Häring-Auszeichnung“ verliehen.