Analyse des Fabrikplanungsprozesses in Industrieunternehmen – Entwicklung von Handlungsempfehlungen zur Harmonisierung der Produktionssystemplanung und Industriebauplanung

Projektdaten

KategorieNachwuchs
Art der ArbeitMasterarbeit
BetreuerInDipl.-Ing. Alexander Lenk
PrüferInUniv.-Prof. Dr. Christian Stoy, Dr. Soviana Joelie
BearbeiterInRobin Rühle
Studiengang/HochschuleUniversität Stuttgart, Institut für Bauökonomie - Industrial Real Estate Management (IREM)

Die Widersprüche hinsichtlich des Planungszeitpunktes, der erforderlichen Genauigkeit erster Planungsergebnisse und der zu diesem Zeitpunkt möglichen Genauigkeit der Vorgabedaten werden als „Dilemma der Fabrikplanung“ bezeichnet. Planungsprojekte, in denen das Produktionssystem und der Industriebau geplant werden müssen, werden insbesondere an den Schnittstellen der beiden Disziplinen immer komplexer. Aufgrund der hohen Bedeutung des effizienten, interdisziplinären Zusammenspiels der Produktionssystem- und Industriebauplanung für die Erreichung der Projektziele, birgt die Harmonisierung dieser beiden Prozesse große Potenziale.

Gegenstand dieser Masterarbeit ist daher die Entwicklung von Handlungsempfehlungen zur Harmonisierung der Produktionssystemplanung und Industriebauplanung in Fabrikplanungsprojekten. Dazu werden neben einer theoretischen Untersuchung verschiedener Fabrikplanungsvorgehen anhand der Fachliteratur zusätzlich Experteninterviews zur Berücksichtigung der Praxis durchgeführt. Zur Schaffung eines einheitlichen Begriffsverständnisses werden die Wortbestandteile „Fabrik“ und „Planung“ sowie der Begriff der „Fabrikplanung“ untersucht und definiert. Die Untersuchung des Planungsbegriffs zeigt, dass es im Rahmen von Fabrikplanungsaufgaben zielführend ist, ein erweitertes Verständnis des Planungsbegriffs anzuwenden. Dieses erweiterte Verständnis beinhaltet neben der Planung im engeren Sinn, ebenfalls die Begleitung der Realisierung. In der umfangreichen Literatur zur Fabrikplanung variieren die zu betrachtenden Objektbereiche bei Fabrikplanungsaufgaben geringfügig. Der Hauptunterschied liegt in den verwendeten Begrifflichkeiten der einzelnen Autoren. Das Ergebnis der Analyse ist, dass die Fabrikplanung Teil der Unternehmensplanung ist und der betrachtete Objektbereich die Fabrik als Ganzes umfasst. Dies macht es erforderlich, dass die Aufgaben der Fabrikplanung in die Teildisziplinen Produktionssystemplanung und Industriebauplanung unterschieden werden. Die Planung des Produktionssystems beinhaltet die Auslegung, Auswahl und Umsetzung der Prozesse sowie der notwendigen Ressourcen. Die Industriebauplanung beinhaltet die Planungsvorgänge zur Ausarbeitung der Gebäudestruktur mit der benötigten Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) und den Außenanlagen.

Aufbauend auf die Unterscheidung der Fabrikplanungstätigkeiten in zwei Planungsdisziplinen werden exemplarisch bestehende Planungsansätze mit den jeweiligen Schwerpunkten analysiert. Die Recherche zu bestehenden Ansätzen zeigt, dass es bereits verschiedene integrative Planungsvorgehen gibt. Diese haben den Fokus auf der Schnittstelle zwischen Produktionssystemplanung und Industriebauplanung. Die beispielhafte Analyse des Modells der synergetischen Fabrikplanung zeigt, dass eine direkte Anwendung des Planungsvorgehens in der Praxis nur begrenzt sinnhaft ist.

Zum Abschluss der theoretischen Untersuchung werden allgemeingültige Planungsgrundsätze für Fabrikplanungsprojekte definiert. Diese dienen im weiteren Verlauf der Arbeit als Bewertungsgrundlage.

Im empirischen Teil der Untersuchung werden anhand von Experteninterviews die Fabrikplanungsprozesse für vier Unternehmen analysiert. Neben der spezifischen Aufbauorganisation der verantwortlichen Unternehmensbereiche, werden die Prozesse zur Produktionssystemplanung und Industriebauplanung beschrieben. Die Ergebnisse der Interviews zeigen, dass Unternehmen anhand verschiedener Maßnahmen, Tools und Dokumente die Schnittstellen zwischen den Planungsbereichen optimieren.

Die Handlungsempfehlungen zur Harmonisierung der Produktionssystem- und Industriebauplanung werden auf Basis eines Abgleichs der empirisch ermittelten Maßnahmen, Tools und Dokumente mit den eingangs definierten Planungsgrundsätzen formuliert. Beispielhaft können eine Schnittstellenfunktion „Zentrale Fabrikplanung“, die Anwendung der Methode der „Digitalen Fabrikplanung in Kombination mit BIM“ und die Erstellung von „Lasten- und Pflichtenheften“ genannt werden. Weitergehende Ergebnisse sind den Handlungsempfehlungen am Ende der Arbeit zu entnehmen.