Castellmühle Krefeld

Projektdaten

KategorieRealisierte Bauwerke
BauherrInGoodMills Deutschland GmbH
PlanerInATP architekten ingenieure
Fertigstellung11.2020
OrtKrefeld
BildnachweisATP architekten ingenieure

Um den Kernprozess des Gebäudes – die Vermahlung sowie den An‐ und Abtransport des Getreides bzw. Mehls – optimal zu unterstützen, entwarf das ATP‐Planungsteam einen schlichten und geschlossenen Gesamtkomplex, der sich gestalterisch gänzlich der Funktion anpasst. Die großvolumigen Gebäudeteile (Vorreinigung und Getreidesilo) sind so arrangiert, dass sie einen trimodalen Warenumschlag erlauben. Das heißt, die Getreideanlieferung erfolgt auf drei Verkehrswegen: über Bahn, Lkw und Schiff.

Die Anlage hat eine Vermahlungskapazität von 408.000 t Getreide pro Jahr. In der Produktsicherheit, der Hygiene und der Energieeffizienz, welche die gesetzlichen Anforderungen weit übertrifft, setzt der hochmoderne Industriebau Maßstäbe.

Gestalt

Die großvolumigen Funktionsbereiche wie Getreide‐ und Mehlspeicher bestimmen den Entwurf. Die Anlage gliedert sich in Vorreinigung, Getreide‐, Mehl‐ und Verladesilo. Der höchste Bau ist die zum Hafen hin orientierte Vorreinigung. Das Getreidesilo befindet sich südwestlich davon. Das Mehlsilo setzt sich aus zwei Bereichen zusammen: Unten sind vier Maschinenebenen, oben die Silozellen angeordnet. Das gleich hohe Verladesilo schließt unmittelbar daran an.

Funktion

Täglich einwandfreies Mehl für Millionen, dafür sind in der Anlage 15 Arbeitsschritte notwendig. Viele KundInnen aus der Lebensmittelindustrie und dem traditionellen Backhandwerk haben spezielle Wünsche für die Verarbeitungsschritte. Die neue Anlage ist darauf ausgelegt, und produziert maßgeschneiderte Mehle. Ziel der Castellmühle ist es, die hohen Ansprüche von heute abzudecken und zugleich den Anforderungen und Marktbedürfnissen von morgen zu entsprechen.

Konstruktion

Bei der Castellmühle Krefeld setzte das ATP‐Planungsteam auf eine Kombination aus Gleitbau‐ und konventioneller Stahlbetonbauweise bzw. Halbfertigteilen. Die Wände und Innenstützen der Vorreinigung wurden in Gleitbauweise hergestellt. Da aufgrund fehlender Deckenscheiben in dieser Bauweise keine statisch konstruktive Gesamtaussteifung möglich war, ergänzte man im Nachlauf Halbfertigteilträger und hängte sie in die Vertikalelemente ein. Ebenfalls ausgeschlossen war ein biegesteifer Anschluss. Das Planungsteam schlug daher Seilabspannungen vor, welche auf verminderte Windlasten in Kombination mit den Fertigteilträgern bemessen sind. Diese bilden ein Fachwerksystem für die Gesamtaussteifung im Bauzustand. Nach Abschluss der Gleitbauarbeiten startete bei der Vorreinigung der Ausbau der Decken in Form von Elementdecken.

„Once in a lifetime“ Durch diese Bauweise gelang ein äußerst rascher Baufortschritt: Rund 60 Meter Fassade entstanden in drei Wochen. „So etwas erlebt man als Architekt vielleicht nur einmal im Leben. Wir konnten den Gebäuden bei einem Baufortschritt von 0,15 Metern pro Stunde dank der Gleitbauweise im wahrsten Sinne des Wortes beim Wachsen zusehen“, beschreibt ATP‐Gesamtprojektleiter Ingo Koller den Baufortschritt. Neben dem Gleit‐ und Stahlbau waren die großen Spannweiten der Hohldielen sowie die Keller im Überschwemmungsgebiet des Rhein Herausforderungen, die erfolgreich gemeistert wurden.

Gebäudetechnik/Ökonomie/Nachhaltigkeit

Um den hohen Anforderungen des Auftraggebers hinsichtlich der Energieeffizienz der Mühle nach-zukommen, holte das Planungsteam die Forschungsgesellschaft für nachhaltiges Bauen ATP sustain ins Boot. Sie erarbeitete ein nachhaltiges Wärme‐ und Schallschutzkonzept. Mit einem Primärenergiebedarf von 98 kWh pro m2 und Jahr werden die gesetzlichen Vorgabe der verschärften Energieeinspar-verordnung (EnEV 2016) um fast 25 % unterschritten. Ermöglicht wird dieses gute Ergebnis durch die Nutzung der aus der Mühlenproduktion entstehenden Abwärme. Der erlaubte Primärenergiebedarf für die Raumwärme wird damit sogar um mehr als 50 % unterschritten.