Entwicklung eines neuen Leistungsbildes „Partnering adaptive Performance“ zur Vorbereitung und Durchführung von Partneringmodellen im Industriebau

Projektdaten

KategorieNachwuchs
Art der ArbeitMasterarbeit
BetreuerInDipl. Ing. Heiko Rihm
PrüferInUniv.-Prof. Dr. Christian Stoy, Dr. Soviana Joelie
BearbeiterInBenjamin Förster
Studiengang/HochschuleUniversität Stuttgart, Institut für Bauökonomie - Industrial Real Estate Management (IREM)

Ein Grund für die steigende Nachfrage ist die derzeit in Deutschland typische Ausprägung von juristisch-kaufmännisch-technischen Vertrags- und Verhaltensgeflechten zwischen den Projektbeteiligten in der Planung und Realisierung von Bauprojekten. Dabei lässt sich der Managementansatz des Partnerings auf eine Vielzahl von Vertragstypen anwenden. Allerdings besehen für die gesamten Projektphasen der Partneringmodelle keine einheitlichen oder idealtypischen Leistungsbilder, die auf den Managementansatz des Partnerings abgestimmt sind und die Bauherrenorganisation fachlich und personell bei allen Prozessen und Projektschritten verstärkt. Häufig wird hierzu auf bestehende Standardleistungsbilder zurückgegriffen, die den tatsächlichen Auftraggeber- und Auftragnehmerseitigen Anforderungen hinsichtlich eines Partneringmodells nicht ausreichend genügen.

Ziel der Arbeit soll es sein, dass auf Basis der oben beschriebenen Ausgangssituation ein neues eigenständiges Leistungsbild Partnering Adaptive Performance (PAP) zur Vorbereitung und Durchführung für eine möglichst große Anzahl von Partneringmodellen und zur Verstärkung der Bauherrenorganisation zu entwickeln. Hierfür sind erhöhte Anforderungen an das Projektmanagement erforderlich, insbesondere hinsichtlich der Controllingmaßnahmen und der Steuerungsaufgaben. Hierzu wurden Leistungsschnittstellen innerhalb des Leistungsbildes definiert und die Leistungen des Lean Construction Managements berücksichtigt.

Als Grundlage für die Erarbeitung des neuen Leistungsbildes dienen die Prinzipien, Kernelemente und Werkzeuge des Partnering als Managementansatz und seine Anwendung in Bezug auf die Bauwirtschaft. In diesem Zusammenhang wurde eruiert, wie die Anwendung des Partnering in der Bauwirtschaft sich historisch entwickelt hat, wie Partneringmodelle ablaufen und welche rechtlichen Rahmenbedingungen bei Partneringmodellen vorherrschen. Als weitere Grundlage dienen die bereits am Markt vorhandenen innovativen Vertrags- und Abwicklungs-formen, wie beispielsweise Guarenteed Maximum Pricing, Project Alliance oder auch Integrated Project Delivery. Hieraus lieferten die in der Praxis bereits vorhandenen Aufbau- und Ablaufprozesse Aufschluss darüber, inwieweit der Partnering Ansatz bereits berücksichtigt ist und welche Anforderungen sich hieraus ergeben. Als abschließendes Ergebnis wurden erweiterte Anforderungen des Partnering an ein zu entwickelndes Leistungsbild geschaffen.

Auf dieser Basis wird eine Leistungsplattform mit allgemeinen Leistungen definiert und eine Abgrenzung der Leistungen gegenüber dem Bauherrn und dem Projektpartner vorgenommen. Die für die beschriebenen Leistungen in Deutschland vorhandenen Leistungsbilder der Projektsteuerung, des Construction Management, des Value Management und des Risikomanagements der AHO-Schriftenreihe werden untersucht. Die jeweiligen Teilleistungen werden auf das zu erzielenden Arbeitsergebnis und möglichem Widerspruch oder Gefährdung der Anforderungen des Partnering untersucht. Mögliche Schnittstellen und Leistungsdopplungen wer-den identifiziert und bei der Entwicklung des Leistungsbildes PAP aufgelöst. Die Leistungen des Lean Construction Managements werden erarbeitet und in das neue Leistungsbild PAP implementiert. Im Rahmen der Analyse werden die zu untersuchenden Teilleistungen den Leistungsbausteinen zugeordnet.

Als Ergebnis liegt ein Leistungsbild mit 6 Leistungsbausteinen vor, die sich in die Bereiche Organisation, Qualität, Kosten, Termine, Verträge und Risiken aufteilen.

Ursprünglich war das Ziel der Arbeit, ein Leistungsbild zur Unterstützung der Bauherrenorganisation zu entwickeln. Dabei ist es unerheblich, in welchem rechtlichen Verantwortungsbereich des AG oder Projektpartner das Leistungsbild verortet ist. Vielmehr geht es darum, dass durch das Leistungsbild die Partner eine Unterstützung hinsichtlich Ihrer projektbezogenen Controlling- und Steuerungsprozesse in Bezug auf die Kosten- Termin und Qualitätsziele er-reichen. Damit einhergehend schafft das Leistungsbild PAP Vertrauen, Transparenz in der Projektarbeit und fördert die Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten.

Die Leistungen des LCM und des Value Management sind zwingend zu berücksichtigen und stellen einen elementaren Leistungsinhalt dar. Die Leistungen bringen die Planungs- und Ausführungsschritte in eine gemeinsame Prozessabfolge und dienen zum sichtbar machen, welche Leistung zu welchem Zeitpunkt im Projektablauf erforderlich sind. Dadurch kann das Value Management zielgerichtet eingesetzt werden und schafft hinsichtlich der Projektoptimierung seine tatsächliche Wirkung.

Durch die konsequente Anwendung des Leistungsbildes PAP wird eine gemeinsame Projektplattform zwischen AG und Projektpartner geschaffen, auf der der gegenseitige Austausch hinsichtlich Termine, Kosten und Qualitäten in einer entsprechenden Qualität und Geschwindigkeit erfolgen kann. Gleichzeitig wird für den Industriebau eine alternative Abwicklungsform geboten, der den Anforderungen eines wirtschaftlichen Unternehmens nach Verbesserung unter wettbewerblichen Bedingungen entspricht.