Gutmann Pellets Speicher – Transformation eines Silo

Projektdaten

StatusSieger
KategorieRealisierte Bauwerke
BauherrInGutmann GmbH
PlanerInobermoser + partner architekten mit Hanno Schlögl
Fertigstellung07.2020
OrtHall in Tirol, Österreich
BildnachweisDavid Schreyer

Silo und bestehende Silotechnik sollten weiterhin genutzt werden, am Dach des Silos war die Errichtung eines „Kunstraums“ für Firmenveranstaltungen gewünscht, der zugleich „lokales Landmark“ und auch Firmenwahrzeichen ist. Für Anlieferung und Verladung der Holzpellets wurde ein Zubau benötigt, in dem auch ein mit Pellets betriebenes Heizkraftwerk untergebracht ist.

Der Bestand war bestimmt von dem weithin sichtbaren Silo, der mit anderen Relikten wie rostigen Tanks und baufälligen Flugdächern die Stimmung einer „verlassenen Industrieanlage“ ausstrahlte.

Innovatives Zusammenspiel von Gestalt, Funktion, Konstruktion

Eine umfangreiche Variantenfindung widmete sich der Frage des angemessenen Umgangs mit dem Silo als „prägender baulicher Struktur“:

  • Silo-Dachaufbau: Schaffung einer gebauten „Krone“
  • Silo und Dachaufbau: „Nobilitierung des Silos“ (Hanno Schlögl)
    o Schaffung eines neuen Ganzen
    o Veränderung der Proportionen des Baukörpers

Ausführung

Die gemeinsam festgelegte Ausführung der „Krone“ ist eine „Rasterfassade“ aus Betonfertigteilen, sodass sich Silo und „Krone“ zu einem „Monolithen“ verbinden:

  • einheitliche Materialität von Bestand und Neubau
  • Betonfertigteilfassade fasst die zwei Dachgeschoße zu einer Einheit zusammen -> „Krone“
  • Silozellen und Fassaden-Lisenen sind Grund-Modul für Betonfertigteilfassade-Krone
  • Distanzierung Betonfertigteilfassade von Glasfassade Lounge -> räumliche Tiefe von außen und von innen her spürbar
  • Stiege und Aufzug sind im Gebäudeinneren -> dadurch keine Zubauten für Erschließung erforderlich -> die „archaische Kraft des Silos“ bleibt erhalten

Die Betonfertigteilfassade ist auf der schalreinen Außenseite profiliert, sodass sich Elementfugen nicht von anderen Fugen unterscheiden und eine „Durchlaufwirkung“ entsteht. Die von Hand abgezogene Innenseite der Fassadenelemente lässt die Rauigkeit des Betons spüren.

Der „Kunstraum“ in 45m Höhe lässt die Weite des umgebenden Panoramas spüren, zugleich umschließt die dem Glaskubus vorgeblendete Betonrasterfassade die Besucher in einer „eigenen Welt“ und lässt die Schwere des darunter liegenden Betonbaus erahnen. Die innenliegende Stiege ist der einzige Ort im Gebäude, an dem eine der früheren Silozellen betreten werden kann und räumlich erlebbar ist.

Transformation und Nachhaltigkeit

Die Transformation bestehender Gebäudestrukturen für neue und erweiterte Funktionen im Sinne eines sorgsamen und nachhaltigen Umgangs mit vorhandenen Ressourcen ist in der heutigen Zeit eine sehr aktuelle und wichtige Aufgabe.
Ein anonymer Gewerbebau wurde durch die „Nobilitierung des Silos“ zu einem architektonisch markanten Gebäude, einem „lokalen Landmark“ und Firmenwahrzeichen.