Neubau Produktion und Verwaltung Trautwein Präzisionsdrehteile GmbH, Dunningen

Projektdaten

StatusAnerkennung
KategorieRealisierte Bauwerke
BauherrInTrautwein Präzisionsdrehteile GmbH
PlanerInRöing genannt Nölke Architekten PartGmbB
Fertigstellung12.2021
OrtDunningen
BildnachweisBrigida Gonzalez

Das Unternehmen steht für komplexe Drehteile der Branchen Elektrotechnik, Automotive, Kommunikationstechnik und Sanitärindustrie. Genauigkeit und Präzision stellen hier den entscheidenden Produktionsfaktor dar.

Das neu errichtete Firmengebäude wirkt mit seinem klaren, präzisen Baukörper ordnend auf die heterogene Umgebung. Die Funktionen der Produktion und Verwaltung sind je nach Raumhöhen-anforderung gebündelt in zwei Baukörpern zusammengefasst.

Die Verwaltung mit ca. 800 m2 ist in einem zweigeschossigen Massivbau um einen begrünten Innenhof konzipiert. Der Innenhof schafft einerseits Aufenthalts- und Arbeitsplatzqualität und gewährleistet andererseits für die industrielle Produktion eine räumlich selbstverständliche Verbindung von „Blue und White Collar“. Der Hof wirkt hierbei als räumlich verbindendes Element zwischen den Produktions-bereichen im Erdgeschoss und den Verwaltungsarbeitsplätzen im Obergeschoss.

Die Produktion ist auf einer Grundfläche von ca. 4000 m2 organisiert. Eingespannte Stahlbetonstützen tragen hier ein aufgelöstes Stahltragwerk aus Fachwerkbindern. Das Dach erhält durch drei aufgesetzte Sheddächer eine rhythmisch bewegte Silhouette und schafft große zusammenhängende Dachflächen, welche zur Anordnung einer Photovoltaikanlage genutzt werden. Die tiefliegenden Dachbereiche sind aus Profilglas in Kombination mit Lamellenfenstern und Oberlichtern zur Gewährleistung einer gleichmäßigen Belichtung. Durch die Gebäudestaffelung und die mäandrierende Dachlandschaft entsteht eine markante Gebäudetypologie, welche das Unternehmen in Szene setzt und das Firmengebäude der Trautwein Präzisionsdrehteile GmbH von den Nachbarbebauungen klar absetzt.

Der Material- und Produktionsfluss wurde in der Gebäudeorganisation linear abgebildet. Die Waren-anlieferung erfolgt witterungsunabhängig über eine tiefe, stützenfreie Auskragung. Ein Portalkran im Produktionsbereich minimiert die Bestückungs- und Umsetzungszeiten der Maschinen. Der vom Wareneingang getrennte Auslieferungsbereich am Ende der Lager- und Montagebereiche gewährleistet über moderne Ladebrücken einen kreuzungsfreien Warenversand.

Im Sinne einer aussagekräftigen und markenbildenden Architektur steht die präzise gefügte Metall-fassade für den Hauptwerkstoff des metallverarbeitenden Betriebes, sowie dem hohen Qualitätsanspruch, die Präzision und das Know-how des Unternehmens. Die heterogenen Funktionen der Baukörper Verwaltung und Produktion sind an der Fassadenhaptik ablesbar. Während die Fassadenmaterialität der Produktionshalle über eine tiefe vor- und zurückspringende Stahl-Trapezblechverkleidung mit horizontaler Schichtung gegliedert wird, setzt sich die Verwaltung mit einer glatten, präzise gefügten Aluminium-Metallfassade in seiner Flächigkeit bewusst ab. Dabei erscheint die Metallfassade der Produktion als leichtes, textiles Fassadenkleid, während die Verwaltung als monolithisches Gegenstück erscheint. Die horizontale Schichtung der sich wechselnden Positiv- und Negativlagen der Trapezblech-fassade nehmen dem Produktionsgebäude die Höhe und schaffen abgestimmte Übergänge zwischen den Baukörpern. Zur Straße hin markieren drei „Werkfenster“ eine Hauptseite. Die großflächige Verglasung ermöglicht einen Einblick in die Produktion und vermittelt Offenheit und Transparenz.

Besonderes Augenmerk wurde auf eine hocheffiziente thermische Gebäudehülle und eine energie-sparende Gebäudetechnik gelegt. In der Heizperiode kann durch wasserbasierte Kühlung an den Drehmaschinen bedarfsweise Abwärme in das Heizsystem eingeleitet werden. Im Sommer wird das Temperaturniveau in der Produktion thermisch begrenzt, indem die Produktionsabwärme durch überwiegend freie Lüftung und Flächenkühlung über einen thermisch aktivierten Hallenboden abgeführt wird. Sofern die Außentemperatur keine freie Lüftung ermöglicht, kann bedarfsweise die mechanische Abluft mit Wärmerückgewinnung bzw. mit adiabatischer Verdunstungskühlung betrieben werden. Der Energiebedarf des Gebäudes unterschreitet die Anforderungen eines KfW-40-Effizienshauses. Durch „Peak-Shaving“ – dem Abpuffern von Stromspitzen durch Photovoltaik und Stromspeicher – kann ein nennenswerter Anteil des Eigenenergiebedarfes gewonnen und direkt für den Produktion- und Verwaltungsbereich genutzt werden.

Das stringente Erscheinungsbild des Gebäudes wird durch freie Formen in der Freianlagengestaltung gebrochen: Im Bereich der Verwaltung sind elliptisch geformte und mit Gräsern bepflanzte Retentions- und Rückhalteflächen ausgebildet; im Innenhof elliptisch geformte Schotterinseln mit mehrstämmigen Bäumen und Moosteppich. Als weiteres Pendant gliedern elliptische Gräser- und Wieseninseln das Betriebsgelände und schaffen eine parkähnliche Atmosphäre.