Neugestaltung Betriebsstandort Deckerstraße

Projektdaten

KategorieRealisierte Bauwerke
BauherrInGarten-, Friedhofs- und Forstamt und Tiefbauamt Stuttgart vetr. d. das Hochbauamt
PlanerInasp Architekten GmbH, Stuttgart
Fertigstellung10.2020
OrtStuttgart
BildnachweisZooey Braun


Der Betrieb musste während der Baumaßnahme jedoch weiter gewährleistet bleiben. Aus den vorgegebenen Rahmenbedingungen heraus wurden die neuen Gebäude unter Einhaltung der Abstandsflächen möglichst nah an den Grundstücksgrenzen angeordnet. Die ehemaligen, bisher nur eingeschränkt nutzbaren Böschungsbereiche am südwestlichen Grundstücksrand werden dabei unter Ausnutzung der Topographie in überdachte Lagerflächen umgewandelt.

Städtebauliche Einbindung

Der Betriebshof Deckerstraße befindet sich am Rande eines bestehenden Wohngebiets mit dem „Rücken“ zu einer stark genutzten Bahnlinie. Fragen des Lärmschutzes, der städtebaulichen Körnung sowie der Einbindung in das Umfeld sind von besonderer Bedeutung. Aus diesen Vorgaben heraus wird die Idee einer „nutzbaren Gartenmauer“ entwickelt. Diese nimmt alle neuen Nutzungen auf, bindet sie zu einer eigenständigen Gestalt zusammen und schließt den bestehenden Stadtblock zur Bahn und nach Süden hin ab. Am südlichen Ende des Grundstücks wird ein dreigeschossiger Hochpunkt entwickelt, der die Bebauung städtebaulich mit anderen Hochpunkten im Quartier verbindet und eine gut wahrnehmbare Adresse ausbildet.

Erschließung

Die Haupterschließung des Areals erfolgt über eine breite Rampe, welche in den ca. 2,5 Meter tiefer
gelegenen Betriebshof hinabführt. Aus verkehrlichen Gründen (Anfahrbarkeit aus beiden Richtungen)
wird die Zufahrt an der bestehenden Stelle erhalten. Eine an die Hauptrampe angelehnte zweite Rampe
erschließt die ca. 1,5 m höher auf dem Dach der Außenlagerflächen angeordneten PKW-Stellplätze.
Fußläufig aus Richtung der S-Bahnhaltestelle bleibt der Zugang von der Deckerstraße aus erhalten.

Anordnung der Nutzungen

Die Garagen und Werkstattnutzungen werden in die „Mauer“ integriert und bilden so einen massiven Sockel für den darüberliegenden Holzbau aus. Über dem „Sockel“ im ersten Obergeschoss des neuen Hauptgebäudes befinden sich, zum Hof orientiert, die Sozialräume und der Kantinensaal mit einem zugeordneten Terrassenbereich. Im zur Bahn orientierten Rücken des Neubaus sind Nutzflächen untergebracht.

Leitbild „Ordnendes Regal“

Ein auf den ersten Blick prägendes Element des Betriebshofes sind die Vielzahl von Regalen, Behältern und Lagerflächen mit unterschiedlichsten Füllungen. Das Bild des Regals als eine einfache, ordnende Struktur wird als Leitmotiv auf das Gebäude übertragen. Formal wie konstruktiv bildet das Band der „Gartenmauer“ in Zusammenarbeit mit den Geschossdecken eine verbindende Struktur aus, welche die verschiedenen Funktionen aufnehmen kann, die unterschiedlichen Bauteile mit der Topographie verankert sowie den Betriebshof nach außen schalltechnisch und optisch abschließt. Das vielfältige Erscheinungsbild der unterschiedlichen Nutzungen des Betriebshofes wird so geordnet, strukturiert und übergreifend zusammengefasst.

Konstruktion – Textur – Materialien

Die konstruktiven Elemente von Gartenmauer und Sockel werden in Recyclingbeton hergestellt. Die Rückseite zur Bahn wird als weitgehend geschlossene Wand ausgeführt. Die von der Hofseite sichtbare „Regalstruktur“ sind je nach Anforderung mit unterschiedlichen Raumstrukturen „befüllt“. Halboffene und geschlossene Holzlamellen in unterschiedlichen Abständen, Verglasungen und Tore bilden dabei Eingänge oder Vordächer vor den Garagen usw. aus.

Nachhaltigkeit

Die Struktur der Gartenmauer ermöglicht den Erhalt der auf dem Grundstück bestehenden großen Laubbäume, für die strauchartige Bepflanzung der ehemaligen Böschungsbereiche wurden Ausgleichspflanzungen umgesetzt. Dachflächen sind jeweils als extensive Gründächer ausgeführt. Beim Gebäude kam Recyclingbeton in den tragenden Bauteilen (im zugelassenen Rahmen) zum Einsatz, heimische Hölzer wurden in der Fassade und im Innenraum verwendet. Konstruktiv wurde darauf geachtet, dass die Bauteile mit ihrer reduzierten, möglichst rohen und unbehandelten Materialität so verbaut wurden, dass sie entsorgungstechnisch wieder sauber und recycelbar zu trennen sind.