Projektdaten
Status | Nominierung |
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Kategorie | Realisierte Bauwerke |
BauherrIn | Landeshauptstadt Stuttgart | Hochbauamt - in Vertretung des Amtes für Liegenschaften und Wohnen, Immobilienmanagement |
PlanerIn | ATELIER BRÜCKNER GmbH |
Fertigstellung | 12.2018 |
Ort | Stuttgart |
Bildnachweis | Daniel Stauch, Michael Reiner, Christian Kroh |
Im 2. Weltkrieg wurden sie stark beschädigt. 2003 besetzten Künstler das damals leerstehende Gebäude und retteten es so vor dem Abbruch. Inzwischen haben sich die Wagenhallen zu einem Brennpunkt der Stuttgarter Kunst- und Kulturszene entwickelt. Nach ihrer Ertüchtigung sind die Hallen als Ort für Konzerte und Veranstaltungen noch attraktiver geworden. Die ursprünglichen Nutzer, ein Kulturbetrieb für bis zu 2100 Gäste, ein Kunstverein mit 100 Mitgliedern sowie eine Tangoschule, ziehen nach dem Umbau wieder in die Hallen ein.
Mit der Ertüchtigung wird die Gebäudetypologie der Lokomotiv-Remise erneut ablesbar. Die Front mit ihren großen Toren liegt im Südosten. Auf den beiden gegenüberliegenden Stirnseiten sind zwei einladende, urbane Plätze entstanden. Auf der Ostseite wird der Platz umrahmt vom nördlichen Hallenflügel, der auf seine ursprüngliche Höhe aufgestockt wurde und von einem zweigeschossigen Neubau, der respektvoll vom historischen Bestand abrückt. Beide gegenüberliegenden Plätze dienen als neue Adresse für die Nutzer und als Außenfläche für die Veranstaltungsbereiche.
Die Gestaltungsidee und Raumkonzeption der Sanierung sind aus der ursprünglichen Nutzung des ehemaligen Lokschuppens abgeleitet: Die originäre Gestalt des Gebäudes wurde aus dem bestehenden Ensemble herausgeschält, die Originalsubstanz der Hallen behutsam restauriert und historische Spuren freigelegt. Die lebendigen Oberflächen bleiben erhalten, verschiedene Zeitschichten werden ablesbar und kontrastieren mit notwendigen baulichen Ergänzungen, die sich aus neuen Nutzungen ergeben.
Durch den Rückbau des Verwaltungsgebäudes aus den 1930er-Jahren wird die Fassade der Wagenhallen wieder sichtbar. Unter dem Putz des daran anschließenden Gebäudes kommen die historischen Klinkersteine zum Vorschein. Die ursprüngliche Kubatur des Gebäudes wurde wiederhergestellt. Unterschiedliche Töne der Klinkersteine kennzeichnen die verschiedenen Zeitschichten: Der Bestand zeichnet sich durch rote und ockerfarbene Klinkersteine sowie roten Sandstein aus. Für die Rekonstruktion wurden diese Farben entsättigt und ordnen sich so als neue Zeitschicht in das historische Gebäude ein.
Im Inneren ist das Raumbild geprägt von Stahlstützen und rhythmisierenden Oberlichtern. Diese wurden nach historischem Vorbild rekonstruiert und tragen zugleich der neuen Nutzung Rechnung. Mit Hilfe von drei flexiblen Trennwänden lässt sich die Fläche des Kulturbetriebs in bis zu vier kleinere Räume aufteilen – die Hallen sind so für unterschiedlichste Veranstaltungsformen ausgelegt.