Baumschule Vogg

Projektdaten

KategorieRealisierte Bauwerke
BauherrInBaumschulen Vogg GmbH
PlanerInWeyell Berner Architekten
Fertigstellung03.2024
OrtNeuenstein
Weitere ProjektbeteiligteArchitekturbüro Steinbach Schimmel Architekten
BildnachweisWeyell Berner Architekten

Das markante Bauwerk übernimmt eine neue Rolle, schreibt die Geschichte des Familienunternehmens fort und stärkt die Identität des Gartenbaubetriebs.

Die 1940 erbaute Scheune steht in prominenter Lage am Haupteingang zur Baumschule. Die bisherige Abstellfläche soll umgenutzt und als Verkaufsraum mit Ausstellungsfläche und für die Verwaltung des Betriebs verwendet werden. Wir möchten einen Ort schaffen, der einladend wirkt und neugierig auf das Innenleben macht. Ein Raum, der besucht, erkundet, in dem ausgestellt, beraten, geplant, gearbeitet und verkauft wird.

Drei Giebel

Wie können die Qualitäten der Scheune, bestehend aus Mauerwerk, lokalem Sandstein, Fachwerk und charakteristischer Holzkonstruktion herausgearbeitet werden, ohne grosse Änderungen an den vorhandenen Strukturen vornehmen zu müssen? Ein ‘Haus im Haus‘ Konzept nutzt die bestehende Scheune als Witterungsschutz. Der beeindruckende Innenraum wird von Einbauten befreit und präsentiert sich nun als grosses Raumvolumen. Die neuen Nutzungen werden geschickt in das Stabwerk eingeflochten, um die Struktur als Ganzes zu erhalten. Zwei bauliche Elemente ergänzen die Scheune: das Bürobrückenhaus mit Sanitärbereich und Kasse sowie die vorgehängte Giebelfassade mit Vordach. Bestehende Öffnungen im Gebäude werden reaktiviert, um das Innere in die alltäglichen Abläufe der Gartenausstellung, der Besuchenden und der Mitarbeitenden zu integrieren. Da die Scheune 1940 nach einem Brand auf bestehenden Fundamenten und Mauerresten errichtet wurde ist die Form asymmetrisch. Der eingesetzte Baukörper und das Vordach nehmen Analogien zur Dachform der Scheune auf. So entsteht ein Dialog zwischen drei Giebeln: Scheune, Vordach und Einbau.

Raumsequenz

Beim Durchlaufen der Scheune überlagern sich enge und weite Räume sowie lichtdurchflutete und schattige Bereiche, wodurch jeweils unterschiedliche Raumqualitäten entstehen. An der Südfassade zum Haupteingang werden Felder im Fachwerk geöffnet, um Tageslicht ins Innere zu lassen. Der Lichteinfall verstärkt die Raumwahrnehmung, da der gesamte Dachraum ausgeleuchtet wird. Bei Einbruch der Dunkelheit tritt die innere Struktur nach aussen und wird zum markanten Leuchtkörper für Passant*innen. In der charakteristischen, grossen Dachfläche kann auf zusätzliche Öffnungen verzichtet werden.

Plusenergie-Scheune

Büro, Kassen-, Besprechungsraum und Sanitärbereiche werden via Luft-Wärmepumpe mit Fußbodenheizung beheizt. Eine PV-Anlage mit Batterie-Zwischenspeicher liefert die dazu nötige Energie, Überschüsse werden direkt in Netz eingespeist. Durch die Reduktion der beheizten Fläche und der bestehenden Scheune als thermische Pufferzone, werden im Jahresmittel 100% des benötigten Bedarfs (Heizung, Licht, Geräte) mit erneuerbarer Energie gedeckt. In den Sommermonaten deckt die Scheune den Energiebedarf des ganzen Betriebs. Das Regenwasser der Dachflächen wird in zwei Zisternen gesammelt und für die Bewässerung der umliegenden Pflanzenzucht genutzt.

Weiterbauen

Die vorhandenen Materialen Sandstein, Mauerwerk und sichtbares Holzfachwerk prägen weiterhin den Innen- und Aussenraum. Neue raumbildende und statisch notwendige Bauteile sind, wie die bestehende Struktur, ausschliesslich aus Holz. Die Böden werden ergänzt mit Naturstein und Fliessen, abstrakte Pixel-Motive nehmen Bezug zur Geschichte der Baumschule.

Die Reduktion beheizter Räume auf ein Minimum stellt eine einergieeffiziente und ressourcenschonende Lösung dar, die den Bestand wertschätzt und gezielt auf die Bedürfnisse der Bauherrschaft eingeht.