Brauereihalle Kirchheim

Projektdaten

StatusNominierung
KategorieRealisierte Bauwerke
BauherrInWagner Vermögensverwaltung GmbH & Co.KG
PlanerInmehr* architekten
Fertigstellung08.2021
OrtKirchheim unter Teck
BildnachweisSebastian Schels

Der Kontext des umliegenden Gewerbemischgebietes gibt eine industrielle Architektursprache vor und lädt dazu ein, sich von Bernd und Hilla Bechers Fotoarbeiten alter Industriegebäude inspirieren zu lassen. Das einfache Volumen mit Satteldach erhält durch ein aufgesetztes Lichtband über dem First seine Besonderheit, es entsteht eine ikonische Dachform an den Giebelwänden. Durch Überhöhung und einem Materialwechsel zum Sichtbeton werden diese zu deutlich ablesbaren Vorder- und Rückseiten, zwischen denen sich der mit Profilitverglaßung verkleidete Stahlbau aufspannt. Die beiden auf Kreis und Rechteck reduzierten Öffnung auf der Ostseite markieren den Eingang, der damit der traditionellen Nutzung einer Brauerei mit Ausschank und Lagerverkauf gerecht wird. Das architektonische Bild der neuen Brauereihalle ist eine Art Schaulager. Man sieht, hört, riecht und schmeckt die Produktion der Biersorten, die Lagerung von Malz und Hopfen, den Akt des Brauens in den Kesseln bis zur Verkostung am Ort des Geschehens. In einem eingestellten Baukörper wird das Kühllager und die Nebenräume untergebracht. Dieser kann bei einer eventuell anderen Nachnutzung zurückgebaut werden. Im großen Hauptraum steht die offene Theke, wo der Besucher zwischen Braukessel und Lagertanks Platz nehmen kann. Die Atmosphäre der Halle ist industriell, seine Struktur rational rhythmisiert, der Aufbau ist symmetrisch. Der Eingangsbereich bietet einen Ausschankbereich für Verkostung und Verkauf, der auch für Brauseminare und Festivitäten genutzt werden soll. Die verwendeten Materialien spiegeln den pragmatischen Kontext der Umgebung wieder. Aus Gründen des Erdbebenschutzes sind die Bodenplatte und die Giebelwände aus Beton gefertigt, zwischen diese wurde der hell gestrichene Stahlbau eingestellt. Dass die beiden Elemente, eine Eingangstür und ein Rundfenster, ihre Wirkung in der Giebelfläche entfalten können, wurden diese in Ortbeton ausgeführt, um eine möglichst homogene Fläche zu erzielen. Lediglich die Einteilung der Schaltafeln sowie der Verzicht auf ablesbare horizontale Betonierfugen wurden hier vorgegeben. Im Innenraum wird die Materialcollage um Holzwolle-Leichtbauplatten an den Giebelwänden ergänzt, die dem Raum eine Grundakustik verleihen. Das Projekt bewegt sich bewusst im Spannungsfeld zwischen Gestaltung und rudimentärer Einfachheit.