Büro- und Produktionsgebäude Sutter Medizintechnik GmbH

Projektdaten

KategorieRealisierte Bauwerke
BauherrInSutter Medizintechnik GmbH
PlanerInatelier für architektur | Räther & Höfflin | Architekten PartGmbB i. L.
Fertigstellung05.2022
OrtEmmendingen
BildnachweisHelmuth Scham BFF, Konstanz

Schon im Vorfeld des Entwurfsprozesses wurde die Belegschaft durch Befragungen eng in die Entwicklung des Projektes mit eingebunden. Gemeinsam mit der Führungsebene wurden aus den Ergebnissen dieser Befragungen, aus optimierten Produktionsabläufen  und Warenflüssen zunächst Schaubilder und daraus dann Flächenkonzepte erstellt, die schließlich in der Entwicklung der Grundrisse und des gesamten Gebäudes mündeten.

Das Ergebnis dieses Prozesses ist ein zukunftsorientiertes Projekt, entwickelt auf den Säulen von Wirtschaftlichkeit,  zukunftsweisender  Ökologie und dem Wohlbefinden der darin agierenden Menschen. Bewusst wurden im gesamten Gebäude zahlreiche Möglichkeiten für den gegenseitigen Austausch der Mitarbeitenden, auch über die Abteilungen hinweg, geschaffen.

Durch den großzügigen Einsatz von Glas überwiegt Transparenz in Produktion und Verwaltung, Sichtachsen im gesamten Gebäude ermöglichen den Bezug der unterschiedlichen Abteilungen zueinander. Die Verbindung zur Natur mit Blick auf die angrenzenden Wiesen und Wälder und den begrünten Innenhof wird durch Panoramafenster hergestellt, deren Brüstungen teils als Sitzbänke ausgebildet sind.

Das unter ökologischen Nachhaltigkeitsaspekten nach KfW-55-Standard geplante Bauwerk wird nahezu vollständig CO2-neutral mit einer Kombination aus eigenem Solarstrom und zugekauftem Ökostrom belüftet, beheizt und gekühlt. Auf den Flachdächern wurden hierfür mehr als 1.200 m2 Photovoltaik- Module installiert. Die Lüftungsanlage arbeitet mit einer effizienten Wärmerückgewinnung, die Abwärme von Druckluftkompressoren wird zur Erwärmung des Brauchwassers in den Duschbereichen genutzt.

Schon zu Beginn der Planungen war die Betrachtung des Gebäude-Lebenszyklus wichtiger Teil des Entwurfsansatzes. So wurde beispielsweise ein besonderes  Augenmerk auf die Entwicklung der Fassaden  gelegt. Auf Grund der langen Lebensdauer, geringem Folgeaufwand und der Möglichkeit einer späteren Wiederverwertung bzw. des Recyclings wurde das System einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus Faserzementplatten gewählt.

Bei den Mitarbeiterbefragungen  und gemeinsamen Workshops im Vorfeld der Planungen hatte es klar den Wunsch nach Einzel- oder Zellenbüros für konzentriertes Arbeiten und Telefonieren gegeben. Gleichzeitig wünschten sich die Mitarbeitenden Räume für gemeinsame Kommunikation und Austausch, auch über die Abteilungen hinweg.

Während der Planungen wurde der jeweilige Anteil dieser Büroflächen immer wieder modifiziert und angepasst. Deshalb wurde schon früh im Entwurfsprozess ein flexibles System entwickelt, bei dem auf geänderte Arbeitsgewohnheiten und Bauherrenwünsche auch im späteren Baufortschritt oder nach dem Abschluss der Bauarbeiten noch ohne zu große Eingriffe reagiert werden kann.

Das Gebäude wurde deshalb auf einer Rasterung von 1,25 m aufgebaut, die sich vom Rohbau bis hin zur  Detail- und Haustechnikplanung konsequent durchzieht. Anhand  dieser  Rasterung wurden sämtliche Innenwände erstellt, die Einteilung der Fenster und Jalousien vorgenommen, die Be- und Entlüftung  sowie die Beleuchtung  der Flure geplant. Die Akustik- Deckenelemente,  die auch für die Heizung und Kühlung der Büroräume sorgen, sind ebenfalls auf dieses Raster abgestimmt. Auf diese Weise ist es möglich, im Bereich der Großraumbüros im vorgegebenen Raster zusätzliche Wände einzuziehen oder schon bestehende Bürotrennwände bei Bedarf wieder zu entfernen. Durch diese flexible Planung war es möglich, Raumkonzepte verschiedener Qualitäten für unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit zu schaffen.

Unter Anderem wurden auch sogenannte „Third Places“ geschaffen, das sind flexible Arbeitsplätze für Mitarbeitende der Produktion, die sich zum Programmieren o.ä. zurückziehen möchten, um konzentriert zu arbeiten – auch hierdurch wird eine bewusste Durchmischung der Abteilungen und Arbeitsbereiche erreicht.

In den Sozialbereichen werden durch unterschiedlichste Zonierungen und Möblierungen verschiedene Möglichkeiten und Qualitäten zur Pausengestaltung oder für Besprechungen angeboten. Die Fensterbänke entlang der Fassaden wurden auch hier als Sitzbänke ausgebildet.

Wichtig bei der Lage und Gestaltung des gemeinsamen Sozialraumes war nicht nur der optische Bezug nach draußen, sondern auch die Möglichkeit, die Pausen bei schönem Wetter unter freiem Himmel auf den Dachterrassen verbringen zu können.

Bereits im Zuge der Vorplanung wurde eine Erweiterbarkeit des Gebäudes mit einer Erdgeschoss- Grundfläche von ca. 2.800 m2 konzipiert. Hierfür wurden bereits heute einige Innenwände im Erdgeschoss in Gipskarton ausgeführt, so dass diese im Falle einer Erweiterung leicht rückbaubar sind und das Gebäude so an die neuen Gegebenheiten angepasst werden kann. Auch die Lage des bestehenden Baukörpers auf dem Grundstück und die Auslagerung der Mitarbeiterparkplätze  auf ein benachbartes  Grundstück wurden in Anbetracht einer eventuellen Firmenerweiterung  von Anfang an bei den Planungen des Industriegebäudes berücksichtigt.