TRIKES-Triebwerk Kesselhaus

Projektdaten

KategorieRealisierte Bauwerke
BauherrInAurelis Asseet GmbH vert.d. Aurelis Real Estate Service GmbH Region Süd
PlanerInStenger2 Architekten und Partner mbB BDA
Fertigstellung07.2021
OrtMünchen
BildnachweisSascha Kletzsch

Das Gebäude wurde als Stahl-Hallenkonstruktion mit historisierender Sichtklinker- Fassade ausgeführt und steht heute unter Denkmalschutz.

Die Basisplanung für den 2018 begonnenen Umbau des Kesselhauses durch die Bauherrin Aurelis, zusammen mit Stenger2 Architekten und Partner aus München, sah -nach der Entfernung der Heizkessel und technischen Anlagen- den weitgehenden Erhalt der historischen Gebäudehülle mit zeitgemäßen Ein- und Ausbauten für eine Loft-Office-Lösung vor.

Diese Planung wurde zum Zeitpunkt der Arbeiten auf eine mieter- unspezifische Büro- und Verwaltungsnutzung ausgelegt. Zur Schaffung einer besseren Vermarktungssituation dieser besonderen Immobilie wurde die Planung um Komponenten ergänzt, die bis zum Ende der Nutzersuche jederzeit eine Umstellung von einer single-tenant auf eine double-tenant Lösung ermöglichen sollten. Diese nutzungsspezifischen, baulichen Komponenten wurden vollständig geplant, ausgeschrieben, angeboten, jedoch so lange zurückgehalten, bis schließlich feststand, sie – nach erfolgreichen Vermietungsgesprächen – im Zuge des Ausbaus der double-tenant Lösung tatsächlich umzusetzen.

Nur so war eine flexible Reaktion auf die bewegten Marktanforderungen möglich, ohne das Raumgefüge oder Planungsgrundzüge jeweils massiv verändern zu müssen. Diese flexible, “empirisch“ fortgeschriebene Planung ist zum Markenzeichen der Architekten von Stenger2 im Umgang mit anspruchsvollen Bestandsgebäuden geworden.

Die architektonische -und denkmalpflegerische- Herausforderung war die Beibehaltung der historischen Fenster und deren Aufrüstung mit inneren, modernen Winterflügeln, die Inszenierung der alten Rauchzug-Fuchsgänge des ehemaligen Schornsteins im Untergeschoss und die Aufarbeitung des Stahl- Dachtragwerks, jeweils unter Gewährleistung moderner Nutzungsanforderungen in Hinsicht auf Wärmeschutz, Brandschutz und Schallschutz.

Farbanstriche, Lichtinszenierung, Materialwahl neuer Bauteile unterstreichen die Bedeutung der Baugeschichte des Hauses. Stahl und Schwarzstahllösungen, anthrazitfarbene Anstriche, offen, aber mit Gestaltungsabsicht verlegte Haustechnik stellen eine Balance zwischen alter Substanz und neuen Eingriffen her.

Zeitgemäße, aber in Bezug auf Materialien und Ausführung nachhaltige und leicht zu unterhaltende Lösungen wurden bei der Nachrüstung der Außenwände durch spezielle Innendämmputze gefunden. Dies ermöglichte den Verzicht auf Folien und ihrer aufwändigen Anschlüsse an Fenster und andere Bauteile.

Ein für den Zweck optimiertes Brandschutzkonzept, das Entrauchung und Fluchtwegführung auch unter dem Aspekt der Loft-Office-Nutzung sicherstellt, war dabei das Fundament der gesamten Umsetzung.

Im bestehenden Südteil des Gebäudes, der eine eigene Nutzungseinheit umfasst, liegen einzeln abgeschlossene, 5 Meter hohe Büroräume im EG und Großraumarbeitsplätze im OG.

Im bestehenden Nordteil der Kesselhalle, der mit der zweiten Mieteinheit belegt ist, wurden auf drei Etagen Großraumarbeitsplätze, Besprechungsräume und Aufenthaltsräume erstellt. Ein abgeschlossener, sicherer Treppenraum, mit Zugang ins Freie, verbindet die drei Etagen. In diesem ist eine Aufstellfläche für einen barrierefreien Aufzug nach Bedarf vorgehalten.

Die nicht tragfähige Bestandsdecke des Untergeschosses wurde durch eine neue Decke ersetzt, um dort Aufenthalts- und Meetingräume einrichten zu können. Über den an der Ostseite liegenden, gestalteten Lichthof mit neuer Außentreppe führt der Fluchtweg.

Die Entscheidung, den Großraum mit einem eingestellten großen Stahlbetontisch als offene Arbeitsgalerie zu ergänzen, ermöglicht heute die freie und großzügige Wahrnehmung des einzigartigen Hallenraums.

Diese Arbeitsgalerie bietet offene Arbeitsplätze mit hoher Raumqualität, erlaubt die freie Kommunikation der Beschäftigten untereinander und offeriert zusätzlich flexible Nutzungsszenarien für Vorträge, Schulungen und dergleichen.

Darunter, im Erdgeschoss, befinden sich Besprechungsräume, Sanitärräume und Nebenflächen.

Die beiden Ebenen werden durch eine skulptural wirkende, offene Stahltreppe verbunden.

Das Kesselhaus ist heute ein gelungenes Beispiel für die Integration neuer und modern ausgestatteter Arbeitswelten in historische Bausubstanz.

Die Atmosphäre dieses Ortes verzaubert, die Ausstrahlung des Hauses wirkt über die Grundstücksgrenzen hinaus als gebautes Stück Erinnerungskultur auf das gesamte Areal des ehemaligen Bahngeländes, das sich seit einigen Jahren im Umbruch und in einem Prozess qualitativer Nachverdichtung befindet.