Projektdaten
Status | Nominierung |
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Kategorie | Realisierte Bauwerke |
BauherrIn | TRUMPF Laser AG |
PlanerIn | Barkow Leibinger |
Fertigstellung | 03.2023 |
Ort | Schramberg |
Bildnachweis | Simon Menges |
MULTIFUNKTIONALER HYBRID: LABORE, BÜROS, KONFERENZBEREICHE UND BETRIEBSRESTAURANT UNTER EINEM DACH
Für den bisherigen und zukünftigen Ausbau des Areals existiert ein Masterplan von Barkow Leibinger, die im Jahr 2000 einen ersten Erweiterungsbau, später ein neues Entwicklungszentrum (2013) und ein Produktionsgebäude (2017) errichteten. Als jüngster Baustein ist seit März 2023 ein neues Multifunktionsgebäude in Betrieb, das verschiedene Nutzungen unter seinem Dach vereint: Labore, Büros, Konferenzbereiche und eine großes Betriebsrestaurant mit 400 Sitzplätzen. Aufgrund der Topographie des Geländes und besonderer Nutzungsanforderungen bei den Laboren sind große Teile des Raumprogramms unterirdisch angelegt bzw. in den Hang geschoben, so dass sich Besuchern auf ihrem Weg zum Eingang mit den für sie sichtbaren zwei Obergeschossen nur die sinnbildliche Spitze eines recht großen architektonischen „Eisbergs“ offenbart. Insgesamt umfasst der Neubau auf vier Ebenen über 14.000 qm BGF.
Quadratische, jeweils um einen Innenhof organisierte Neubauten sind eine Art Grundmodul für den Masterplan in Schramberg. Das Multifunktionsgebäude entspricht mit einem Maß von ca. 60×60 Metern dieser Logik. Allerdings sind seine Ebenen leicht zueinander versetzt, so dass die kubische Form im Wechsel zwischen Auskragungen/Vordächern, stählernen Brüstungsbändern und Terrassenflächen stärker als bei den Nachbargebäuden von Dynamik und Horizontalität geprägt ist. Auch gibt sich der Bau mit seiner Holz-Glas-Fassade zwischen den überwiegend durch Metall geprägten Produktions- und Forschungsgebäude als Haus mit Sondernutzungen zu erkennen. Der zentrale Innenhof bringt Tageslicht bis tief in das große Volumen, stellt visuelle Verbindungen über alle Ebenen her und sorgt auf diese Weise für Orientierung und Transparenz. Die Anordnung von Glastrennwänden ermöglicht es, auch für sehr tief im Gebäude gelegene Raumbereiche über den Innenhof hinweg einen Außenraumbezug bis in den Garten herzustellen. Die offene Treppe ist direkt am Innenhof platziert und mit ihren gespiegelten Treppenläufen viel mehr eine Raumskulptur und Ort von Bewegung und Begegnung als „nur“ ein profanes Erschließungselement.
Für den gesamten Campus hat der Neubau die Funktion als Hauptzugang und damit auch als das „Gesicht“ von Trumpf in Schramberg übernommen. Mitarbeitende betreten das Gebäude im Gartengeschoss auf der Ebene -1. Hier besteht Zugang zu allen Ebenen im Haus und eine direkte Anbindung an die benachbarte Produktion. Auf diesem Verwaltungs- und Laborgeschoss finden außerdem Applikationslabore, Büros, Besprechungsräume und ein flexibel zusammenschaltbarer Konferenzbereich für Veranstaltungen mit bis zu 100 Teilnehmenden Platz. Die darunter liegende Ebene -2 nimmt Testlabore ohne Tageslichtbedarf, Umkleiden sowie Lager- und Technikflächen ein, außerdem eine große Sprinklerzentrale für das gesamte Gelände. Eine Tunnelverbindung zum geplanten zukünftigen Produktionsgebäude 2 ist angelegt.
Besucherinnen und Besucher betreten das Gebäude auf der Ebene 0 über das repräsentative Foyer, von wo aus der Blick bis in den Innenhof fällt. Neben Sichtbeton- und Lärchenholzflächen bestimmen der graue Terrazzoboden und eine mit einem Gravur-Laser schraffierte Edelstahlwand das Bild. Die in einer Dreiecks-Struktur untergliederte Abhangdecke verweist bereits auf die hölzerne Dachkonstruktion, die das Gebäude nach oben abschließt. Neben der Lobby finden auf der Eingangsebene ringförmig um den Innenhof organisierte Büro- und Konferenzbereiche für die unter- und übergeordnete Verwaltung Platz. Nahezu alle Büroarbeitsplätze im Haus haben eine Austrittsmöglichkeit auf eine Terrasse, in den Hof oder Garten. Rückwärtig zum bestehenden Produktionsgebäude sind die Anlieferung und Nebenräume für die Küche angeordnet, die sich gleich darüber im obersten Geschoss befindet. Sie bedient das Betriebsrestaurant, das unter der leichten, weit spannenden, durch ihre Dreiecksstruktur ungerichteten Holzkonstruktion stützenfrei bleibt und den Innenhof als zusammenhängender, gemeinschaftlicher Raum umfließt. Mit einer lichten Höhe von 3,60 Metern, weiten Blicken in die umgebende Landschaft und einer optimierten Raumakustik ist es ein Ort der Erholung für die Mitarbeitenden. Zwischen den Fichtenholzträgern liegt jeweils ein Paneel aus zwei mit einem Akustik-Vlies belegten Blechen, die auf Trumpf-Maschinen gelasert wurden. Ein leichter Versatz zwischen den Blechen sorgt visuell für einen Moiré-Effekt, notwendige technische Einbauten wie Licht, Lautsprecher oder Sprinkler sind flächenbündig integriert.
Die Dachfläche des Multifunktionsgebäudes ist begrünt und fügt sich, zusammen mit den Terrassen und zahlreichen Austrittsmöglichkeiten in das im Masterplan angelegte Campuskonzept ein, das in Zukunft von Grünräumen mit hoher Aufenthaltsqualität geprägt sein wird.