Weidmüller Logistik Zentrum

Projektdaten

KategorieRealisierte Bauwerke
BauherrInWeidmüller Interface GmbH & Co. KG
PlanerInio-consultants GmbH & Co. KG
Fertigstellung04.2023
OrtHeidelberg
Bildnachweisio

Dörfer, die sich einst durch befestigte Mauern schützten, eine Abwehrmaßnahme des physischen und finanziellen Schutzes, haben diese Grenzen in zeitgenössische Industriegebiete verlagert. Heute bieten diese industrialisierten Gebiete den lokalen Bevölkerungen finanzielle Sicherheit.

Betriebe in diesen Gebieten schaffen Arbeitsumgebungen, in denen Menschen ihr Einkommen erwirtschaften. Früher war dies ein einseitiges Zugeständnis, dass eine Arbeitskraft psychischen und physischen Anstrengungen gegen einen finanziellen Erwerb tauschte. Die neue Generation von Arbeitskräften ist nicht mehr bereit, ungesunde Arbeitsumgebungen zu akzeptieren. Stattdessen suchen sie nach Umgebungen, die ihre physische und psychische Gesundheit achtet und fördert.

Darüber hinaus scheinen die finanziellen Zwänge, denen Unternehmen ausgesetzt sind, im Widerspruch zu den Anforderungen der heutigen Arbeitskräfte zu stehen. Die Annahme, dass gesunde Arbeitsumgebungen und -bedingungen nur Mehrkosten verursachen, ist falsch. Es ist zeigt sich, dass die Beschäftigten eine höhere Leistungsfähigkeit erbringen, wenn sie in Tageslicht durchfluteten Räumen mit Sichtverbindungen ins Freie arbeiten. Für den Betrieb bedeutet die gesteigerte Leistungen der Beschäftigten ein geringeres finanzielles Risiko, welches durch weniger Mitarbeiterfluktuation, Fehlzeiten, Unzufriedenheiten, Arbeitsunfälle und Krankheitsausfälle bestimmt wird. Stattdessen arbeiten die Beschäftigten produktiver, indem sich ihre Konzentration und ihr Wohlbefinden wesentlich verbessert.

Das neue Weidmüller Logistikzentrum schafft daher eine natürliche Umgebung für Büroangestellte sowie operativ Beschäftigte.

Die natürliche Belichtung wird durch eine transluzenten U-Profil-Fassade erreicht, die sich um die nördliche Außenwand des Gebäudekörpers wickelt. Das feingliedrige modulare Profilglas ermöglicht es, jeden Abschnitt der Fassade an den Anforderungen der dahinterliegenden Innenräume anzupassen. Die Modularität ermöglicht eine gestalterisch homogene Fassade, die gleichzeitig sowohl auf Außenansichten, Privatsphäre, großzügige Tageslichtdurchflutung und Sonnenschutz reagiert als auch den bauphysikalischen Anforderungen entspricht.

Die Geometrie der Fassade wurde als Reaktion auf die drastisch abfallende Geländeoberkante entwickelt. Obwohl ein erheblicher Geländehöhenunterschied für ein Logistikzentrum nicht ideal ist, wird die Geländetopografie erhalten. Anstatt das Gelände dem Gebäude mit erheblichen energetischen Aufwand anzugleichen, werden die Gebäudekubaturen, Oberkanten der Bodenplatten und die Positionierung des Raumprogramms dem Geländeverlauf folgend angepasst. Die automatisierten Lagerhallen ermöglichen einen höheren Grad an Flexibilität für die Oberkante der Bodenplatten. Das Hochregallager mit einer Raumhöhe von 25 Metern kann dadurch 5 Meter tiefer gelegt werden, als die angrenzende Bodenplatte. Damit verringert sich die Gebäudehöhe bei gleichbleibendem Raumvolumen, welches wiederum den Anforderungen an die Höhenbeschränkungen des nahegelegenen Flugplatzes berücksichtigt. Die Positionierung der Technikzentrale und des Mitarbeitereinganges ist ebenfalls durch den Geländeverlauf bestimmt. Verortet im Untergeschoss des Gebäudes öffnen sich die beiden Funktionen als Erdgeschoss zum angrenzenden tieferliegendem Parkplatz. . Aus einem anfänglichen Nachteil hat sich der Geländeverlauf als Vorteil erwiesen und ermöglicht es Gebäudegrundfläche durch Übereinanderlegen von Funktionen einzusparen. Die Technikzentrale konnte unterhalb des Breitgang-Lagers platziert werden, mit dennoch ausreichend Außenwand für Zugang und Lüftung.

Der Mitarbeiter- und Besuchereingang im Untergeschoss, schuf eine einmalige Eingangssituation sowie einen Ort für gemeinschaftlichen Austausch, der eine gesunde Unternehmenskultur fördert.

Trotz der Gebäudehöhe unterstreicht die Architektur eine betonte horizontale Gestaltung, die dynamisch auf das abfallende Gelände reagiert. Der Hang wird damit Teil der Architektur und verstärkt die Verbundenheit des Gebäudes mit seinem Ort.

Die Innenräume sind natürlich beleuchtet und bieten ausreichend Sichtverbindung zur Umgebung. Durch die Glasfassade gelangt viel Helligkeit, jedoch durch die Nordausrichtung kein blendendes Sonnenlicht in die Hallen. Das Spiel von Licht und Schatten, das von vorbeiziehenden Wolken erzeugt wird, ist selbst in den tiefsten Bereichen der operativen Bereiche wahrnehmbar. Die Fassade dient als wörtliche und metaphorische Schwelle zwischen der Aktivität im außenliegenden Verkehrshof und dem innenliegenden Waren Ein- und Ausgang. Der Skywalk bietet einen umfassenden Überblick über die Vorgänge sowohl innerhalb als auch außerhalb der Halle und betont den Zweck des Gebäudes. Nachts erleuchtet die Fassade von innen als dezenter homogener Leuchtballon auf dem Hügel. Bewegungen im Gebäude werden durch verschwommenen Schatten und wechselnden Lichtverhältnisse wahrgenommen. Mit Einbruch der Nacht offenbart die Fassade ein poetisches Röntgenbild des Lebens im Inneren.