Projektdaten
Kategorie | Realisierte Bauwerke |
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BauherrIn | Gapp Holzbau GmbH & Co |
PlanerIn | herrmann + bosch architekten |
Fertigstellung | 01.2023 |
Ort | Öpfingen |
Bildnachweis | DNTSSTUDIO |
Da die historisch gewachsene Produktionsstätte an deren Kapazitätsgrenze stieß, wurde ein weiteres Grundstück nur ca. 300m Luftlinie entfernt, ebenfalls parallel zur Bundesstraße, erworben. Hier entstand eine 75x34m große und gut 14m hohe Produktionshalle aus Holz. Aufgrund der täglich stark befahrenen Bundesstraße kommt der Fassade des Hauses eine große Bedeutung zu. An der Längsfassade nach Süden – und somit zur Bundesstraße – wird das Logo des Unternehmens, ein Satteldachhäuschen, bestehend aus vier rechteckigen Bausteinen abgebildet. Die vier Bausteine des Logos setzen sich durch die Dynamik des Vorbeifahrens wie bei einem Daumenkino in Bewegung, sodass aus den tanzenden Bausteinen das Logo entsteht. Das knapp 50m lange und 3,25m hohe, liegende Fensterband nach Süden garantiert die Belichtung, eröffnet den Blick ins Grüne und ermöglicht bei Dunkelheit den Blick in die beleuchtete Halle.
Funktion – maximal flexibel
Seit einigen Jahren beschäftigt sich Gapp Holzbau – ursprünglich vom Bauen und Sanieren von Kirchendachstühlen sowie dem Einfamilienhausbau kommend – mit dem Bau von Mehrfamilienhäusern von 20 bis über 100 Wohneinheiten. So werden in der neuen Produktionshalle großformatige und maximal vorgefertigte Bauteile hergestellt. Um eine maximale Flexibilität zu garantieren, wurde das Erdgeschoss der Halle komplett ohne Raumeinbauten konzipiert, sodass der Kran die gesamte Halle erreichen kann. Die Zufahrten wie auch das Fensterband sind präzise auf die internen Produktionsabläufe abgestimmt. Zwischen den beiden Toren spannt sich ein durch das auskragende Obergeschoss witterungsgeschützter Lagerbereich auf. Der Werkhof selbst dient zur Anlieferung und als Materiallager.
Ökonomie – wenig Material, viel Eigenleistung
Aus dem möglichst optimalen und materialgerechten Einsatz von Baustoffen, ergibt sich ein besonders effizientes und ökonomisches Gebäude. Tragwerk wie auch Bodenplatte und Hülle sind dementsprechend auf die mindestens erforderlichen Bauteilstärken reduziert. Außerdem kragen die Leimbinder in Richtung Werkhof aus, sodass die Träger über der Halle entlastet werden. Die Halle wurde zu einem Großteil durch das eigene Team erbaut. So wurde beispielsweise die komplette Hülle selbst hergestellt und montiert, ebenso wurden die Leimbinder selbst eingehoben.
Konstruktion – optimiert
Die verbauten Materialien werden regional bezogen und sind zu großen Teilen nachwachsend. Baustoffe wurden ihren Fähigkeiten und Anforderungen entsprechend eingesetzt. Aufgrund der großen Schwingungen der Kranbahn wurden Fertigteilstützen aus Stahlbeton verbaut. Leimbinder überspannen die Halle und kragen in Richtung Werkhof aus. An die Auskragung wird das Obergeschoss, bestehend aus Verwaltungs-, Sanitär- und Sozialräumen, gehängt. Durch diese Maßnahme werden die Träger über der Halle entlastet, wodurch diese schlanker/weniger hoch ausgebildet werden konnten. Die Fassade wurde elementiert, seriell maximal vorgefertigt hergestellt. Die Dimension der großformatigen Holzbauteile (ca. 2,5x14m) ergibt sich aus der am Markt verfügbaren Dreischichtplatten. So ist das gesamte Gebäude von hellgrau lasierten Dreischichtplatten, mit darauf verdeckt montierten, dunkelgrau lasierten Lamellen, umhüllt.
Gebäudetechnik – viel Energie mit wenig Technik
Das Dach des Gebäudes ist nahezu vollständig mit PV-Modulen belegt. Darüber wird die für das Gebäude und die Produktion notwendige Energie erzeugt. Außerdem wird die Wärmepumpe mit der gewonnenen Energie betrieben. Überschüsse werden in das Netz eingespeist. Die Halle selbst wird über die Tore be- und über Dachfenster natürlich entlüftet. Im Bereich der Verwaltungs-, Sanitär- und Sozialräume wird per Fensterlüftung gelüftet.
Nachhaltigkeit – Holzhalle für Holzbauer
Nachhaltigkeit fußt auf verschiedensten Säulen. Neben der Nutzung regenerativer Energien wird das anfallende Regenwasser auf dem Grundstück versickert. Oberflächen werden so wenig wie möglich versiegelt. Der nachwachsende Rohstoff Holz wird aus nachhaltiger, regionaler Forstwirtschaft bezogen. Durch die nur wenige 100m entfernte Produktionsstätte der maximal vorgefertigten, großformatigen Bauteile, sind die Transportwege so gering wie möglich. Aufgrund der maximalen Flexibilität des Innenraums, kann die Halle vielseitig bespielt und an sich verändernde Rahmenbedingungen angepasst werden. Dadurch wird eine größtmögliche Dauerhaftigkeit und somit lange Nutzungsphase ermöglicht. Besonders große Wertschätzung erfährt das Gebäude durch das Team des Unternehmens, das die neue Wirkungsstätte eigenhändig erbaut hat. Aufgrund dieser engen emotionalen Verbundenheit ist eine lange Nutzung sichergestellt. Letztlich lassen sich die elementierte Fassade sowie die Träger sortenrein rückbauen und in den Materialkreislauf zurückführen.